Badari und Amratien

Badari und Amratien

Die oberägyptische Kultur von Badari stammt aus der Kupfersteinzeit. Der Ort liegt zwischen Abydos und Amarna. Die Menschen von Badari waren feingliedrig und hatten eine schmale Schädelform. Man kann aus der Vielzahl der entdeckten Gegenstände in ihren Behausungen schließen, dass sie Handeltrieben und wohl auch zur See fuhren. Sie hatten mit hier unter einfachen Bedingungen gelebt. Ihre schwarzrandigen Gefäße mit Rillen-Ornamenten, die Elfenbeinarbeiten und Amulette zeugen jedoch von Kreativität und künstlerischem Schaffen. Die Menschen trugen Schmuck der aus Perlmutt, Elfenbein, Kupfer oder Quarz gefertigt wurde. Besonders schön sind die geschnitzten hohen Kämme in Tierform. Zierliche Elfenbeinlöffel und Statuetten aus Ton oder Elfenbein wurden den Toten mitgegeben. Sie stellten Schutzgottheiten oder eine Vorform der späteren Uschebtis. Dies war der Diener, welcher die Arbeit in der Totenwelt verrichten sollte. Vermutlich hatten diese Menschen tätowierte Körper. Sie schminkten sich die Augenlider mit grüner Malachit-Farbe. Das Schminken hat bei Ur-Völkern nicht nur magische oder dekorative Gründe, sondern schützte auch gegen gewisse Krankheiten. In Ägypten diente der Lidstrich vor allem der Vorbeugung gegen eine weit verbreitete Augenkrankheit.
Einige Jahrhunderte später erscheint die Amratien-Kultur (Negade I). Sie wurde nach dem Fundort el Amrah südlich von Abydos (Oberägypten) benannt. Amratien war vermutlich Teil eines größeren Kulturkreises, welcher vom arabischen Gebirge über das oberägyptische Nil-Tal bis zu den lybischen Oasen reichte. Ortschaften wurden bisher nicht entdeckt, wohl aber Gräber, in welchen gelegentlich mehrere Personen beigesetzt sind. Es wurden reichhaltige Grabbeigaben gefunden. Die große Anzahl der gefundenen Waffen weist auf eine Bevölkerung hin, die neben dem Ackerbau vorwiegen von der Jagd lebte. Auch die Felsbilder der Federschmuck-Leute aus dieser Periode sprechen dafür. Die hier dargestellten Schiffe haben hohe Steven und unterscheiden sich von den älteren ägyptischen Papyrusbooten. Es schient sich hier um Holzschiffe zu handeln. Die keramische Kunst der Amratien-Stufe übernahm manches aus vorhergehenden Zeiten. Sie ist jedoch vielfältiger in Formgebung und Ornamentik. Neu tauchen hier rot polierte Tonwaren mit weißer Bemalung auf. Die Motive zeigen Nilpferde, Gazellen, Rinder oder aber auch geometrische Motive wie Spiralen und die Zeichen für Wasser. Schöne Beispiele für den Formenreichtum sind Doppelvasen und Gefäße in Tiergestalt. Mit Ton wurden nicht nur Tiere sondern auch Menschen in starker Vereinfachung dargestellt. Frauen wurden mit breiten Hüften und starken Oberschenken oder mit erhobenen Armen und vogelartigem Gesicht dargestellt. Man findet in dieser Kultur schon einen Vorläufer eines für Ägypten typischen Gefäßes, Steinvasen mit Ösenhenkeln. Gegenstände aus Kupfer, Waffen, Schmuck und Nadeln sind zahlreich vertreten, auch Gold und Silber wurde schon verarbeitet.